Johann Fischer aus Undorf im Kreis Regensburg zaubert vielfältigste Kunstwerke aus dem facettenreichen Werkstoff Holz
Johann Fischer ist gelernter Kirchenmaler, ein Handwerker, der Kirchen renoviert und künstlerisch restauriert. Mit dem Eintritt in den Ruhestand hat er aber die Arbeit keineswegs beiseitegelegt. Auch heute noch drechselt, schleift und poliert er kleine und große Kunstwerke aus Holz. Und wie vielfältig der Werkstoff ist, davon berichtet uns der handwerkliche Tausendsassa.
Seit wann arbeiten Sie mit Holz auf einer künstlerischen Ebene?
Ich habe ja schon mit 14 meine Ausbildung begonnen, und seitdem mache ich das auch.
Welchen Beruf haben Sie erlernt?
Ich bin gelernter Kirchenmaler. Das ist ein wahnsinnig vielseitiger Beruf. Man macht Stuckarbeiten, Holzarbeiten, Restaurierungen, Intarsien (=Dekorationstechnik mit verschiedenen Hölzern – Anm. der Redaktion) und auch Altarrestaurierung. Das kann auch nicht alles einer alleine machen. Deshalb habe ich mich dann auf Holz, Stuck und Tünchung spezialisiert. Das führe ich jetzt noch weiter und mache viel an der Drehbank mit verschiedenen Hölzern.
Wo bekommen Sie das Holz her?
Das ist unterschiedlich. Etliches kaufe ich vom Förster aus der Umgebung, oder wenn Bekannte einen Baum fällen, der interessant ist, dann kaufe ich auch gerne etwas ab. Oder aus meinem eigenen Garten. Als ich noch gearbeitet habe, durfte ich mir immer wieder Teile von alten Dachstühlen mitnehmen. Die Balken sind teilweise schon mehrere hundert Jahre alt.
Wie sind Sie auf diese Arbeiten gekommen?
Ich war in dem Betrieb, in dem ich gearbeitet habe, viel für Schreinerarbeiten zuständig. Da musste ich schnitzen oder auch teilweise drechseln. Vor ungefähr 35 Jahren habe ich mir eine Drehbank gekauft und mir dann viel selbst beigebracht. Angefangen habe ich mit kleinen Leuchtern und Schalen, irgendwann bin ich dann auf größere Sachen umgestiegen. Das hat sich über die Jahre so entwickelt.
„Am liebsten tue ich… nicht immer das Gleiche!“
Was fasziniert Sie am Werkstoff Holz?
Der Werkstoff ist außergewöhnlich vielseitig. Was ich noch vertiefen möchte sind Intarsien. Je nachdem, wie das Holz aus dem Wald herauskommt, nimmt es unterschiedliche Farben an. Es treten Farben über rot, gelb bis grün und blau auf. Auch die Lagerung ist wichtig. Wenn es schon ein bisschen zu lange in der Feuchte gelegen hat, bilden sich schwarze Adern, aber auch das finde ich für manche Dinge ansprechend.
Haben Sie einen liebsten Bearbeitungsschritt?
Am liebsten tue ich… nicht immer das Gleiche (lacht). Ich mag besonders die Abwechslung. Den einen Tag stuckiere ich, dann drechseln, dann schleifen. Wie es mir gerade in den Kram passt. Ich stehe in der Früh auf, schaue vom Fenster raus und überlege mir dann, was ich mache. Im Winter, wenn das Holz verarbeitet werden muss, bin ich mit Drechseln ausgelastet. Im Sommer geht’s dann hauptsächlich ans Schleifen. Das geht natürlich im Freien besser als drinnen.
Was fordert Sie an der Herstellung, welcher Schritt ist der heikelste?
Besonders heikel ist es, tiefe Schalen mit Rinde zu drechseln, weil man aufpassen muss, dass sich die Finger nicht verfangen. Sowas schleife ich auch nicht mehr in der Drehbank. Mir ist es heuer im Winter passiert, dass ein Teller in der Drehbank gesprungen ist und ein Stück davon ist mir dann gegen den Arm geflogen. Ungefährlich ist die Arbeit an den Maschinen nicht.
Wer kommt da so auf Sie zu, was sind das für Leute, die sich bei Ihnen ein Unikat wünschen?
Ich verkaufe die Sachen an die Leute, die zu mir nach Hause kommen und auf dem Hobbykünstlermarkt in Adlersberg (http://www.adlersberg.com). Oft höre ich, dass die Stücke neue Geschenkideen für sie sind, außergewöhnliche Sachen. Internetmäßig bin ich nicht interessiert. Mundpropaganda sozusagen. Leute, die von Bekannten hören. Manche suchen Geschenke, viele sehen die Sachen aber einfach und fühlen sich angesprochen und nehmen das dann als Mitbringsel.
Das Holz bestimmt, was ich daraus mache.
In welchem Preisrahmen bewegen sich die Stücke?
So in etwa 10 bis 70 Euro. Das kommt ganz auf die Größe des Stücks an. Am meisten machen die Materialkosten aus. Vor allem das Schleifmittel. So ein Stück wird nicht einmal geschliffen, sondern fünfmal. Und das verbraucht natürlich Material.
Kann man ein Auftragswerk bekommen?
Das ist nahezu unmöglich. Da müsste man selbst das Holz mitbringen, und das wiederum geht nur im Dezember oder Januar. Das Holz bestimmt, was ich daraus mache und wie das fertige Stück einmal aussieht. Die Form der Schüssel zum Beispiel wird vom Baum bestimmt. Je nach Maserung, Astlöchern oder Rinde bearbeite ich das Holz unterschiedlich.
Wie groß sind Ihre Arbeiten?
Ich kann Schüsseln bis ungefähr 40 Zentimeter Durchmesser auf der Drehbank arbeiten. Für größere Sachen habe ich mir selbst eine wuchtigere Maschine gebaut. Ich mache von zwanzig Zentimeter großen Figuren bis siebzig Zentimeter Schalen eigentlich alles.
Haben Sie sich auch schon an anderen Werkstoffen versucht?
Kombinationen habe ich noch nicht versucht. Ich mache hauptsächlich Sachen aus Holz. Und von meinem Beruf her arbeite ich auch noch gerne mit Stuck an meinem Haus.
Wie kann man Ihre Arbeit unterstützen?
Ich brauche keine besondere Unterstützung. Ich habe mit meiner Rente mein Auskommen und mache das nur aus Hobby. Ich mache das aus Spaß an der Freude (lacht).
Wie kann man Sie kontaktieren?
Erreichbar bin ich nur über das Telefon (0 94 04) 33 34. Sonst nicht. Und auf dem Kunsthandwerkermarkt kann man auf mich zukommen.
Haben Sie einen Tipp für alle, die selbst mit Holz kreativ werden wollen?
Das Holz sollte zwischen Ende Oktober und Ende Januar geschnitten werden, und etwa zehn bis zwölf Wochen nach dem Schneiden sollte es bearbeitet werden. Und wichtig ist noch, dass man es langsam, ohne direkte Sonne und Zugluft trocknen lässt. Sonst reißt es. Zum Drechseln eignen sich am besten kurzfasrige Hölzer, also zum Beispiel Zwetschge oder Birne. Gerade die Zwetschge ist sehr vielfältig. Fürs Drechseln ist es gut, wenn ein Holz hart ist. Fürs Schnitzen eigenen sich am besten die Linder oder Pappel, oder Eiche. Buche ist zum Beispiel gar nicht geeignet.
Hat Ihre Arbeit für Sie mehr einen künstlerischen oder einen handwerklichen Charakter?
Das ist auf alle Fälle eine Kombination. Kunsthandwerk halt. Aber als Künstler möchte ich mich nicht bezeichnen. Das ist mir zu hoch.
Liegt das Handwerkliche bei Ihnen in der Familie?
Mein Vater und Großvater waren Schreiner. Und von daher habe ich das schon mitgekriegt und dann auch gemacht.
Was mögen Sie an der Arbeit nicht?
Eigentlich nichts. Ich habe schon vor dreißig Jahren angefangen, mit Holz für die Rente vorzusorgen, dass es mir nicht an Arbeit ausgeht. Ich mache das nur aus Spaß.
Herr Fischer, vielen Dank für Ihre Zeit und das Interview!
Oder schaut doch gerne auf dem nächsten Kunsthandwerkermarkt bei seinem Stand vorbei. Die Termine findet ihr unter: http://www.adlersberg.com
Verfasser: Gabriel Probst